Der Löwe von San Marco trägt es
vielfach und unterschiedlich vor sich her – eines der wichtigen Bücher Venedigs.
In der Tat war und ist die Serenissima
ein Ort bedeutsamer (insbesondere pergamentener und papierener, aber auch manch anderer)
Bücher, Karten und sonstiger
‚Drucksachen‘. |
|
|||
|
Der Friedens(zu)spruch ist eine, wo nicht die, zentrale Grüssungs- bzw. Gruss- und Segensformel, die aus vielen Kulturkreisen (wenigstens auf individueller bzw. direkter Interaktionsebene) bekannt ist. Hier wird zwar – für viele und vielfach beinahe unmerklich – wirkliche Zwiesprache (mindestens Dialogität – mit wechselseitigen Machtverzichtsrisiken) angesprochen bzw. angeboten. – Doch das Deckengemälde, von Paolo Veronese, im grossen Ratssaal des ‚Dogenpalastes‘ verklärt (hingegen) jenen etwas anderen, den (so häufigen, beispielsweise) venezianischen, Frieden - die „Pax Venetia“ -, den die Serenissima, so manchen ‚Völkern‘, durchaus auch und gerade gewaltsam, vermittelte. Und für den sie sich von ihnen – keineswegs grundlos, mehr oder weniger freiwillig / kniefällig – bejubeln lies. Ihren Diplomaten und Kaufleuten gelang, mit der Unterstützung. auch des militärischen Drohpotenzials und ökonomischer Handelsvorzüge, der insbesondere Seemacht, lange Zeit so manches, nicht-kriegerische, politische Glanzstück. |
||
Und schließlich, nach dem Ende der Adelsrepublik, änderte der
provisorische Stadtrat die In- bzw. Aufschrift des Buches in des Löwen (vielleicht nun anders mächtigen) Pranken
zu: «Diritti e doveri dell‘uomo e del cittadio» (Menschen-
und Bürgerrechte und Pflichten) ab.
–Vielleicht mag die Menschenheit
ja auch daraus etwas – gar über den/vom Schalom
– lernen? Bis dato jedoch
gilt weiter: Entweder ist gerade Krieg, oder aber der
momentane immerhin Nicht-(heiß und blutig
geführte)-Krieg (den zumindest Politiker als ‚Frieden‘ zu verkaufen
versucht[en .null- bis.
negativsummenparadigmatischen
Verteilungskämpfen]) wird durch die derzeitige, allgemeine/weitgehende
Anerkennung der (also faktische Unterwerfung unter die) Vorherrschaft eines Mächtigeren, bzw. durch ein
‚Mächtegleichgewicht‘ zwischen mehreren, einflussreichen Polen, erzwungen (äh
einzusehen/vernünftig – wozu die
jeweilige Rechtsordnung bisher anscheinend nur dann zählt, wenn
sie derzeit mächtig
genug dazu gemacht wird, bis
ist): Dass insbesondere heute schlechter
gestellte Leute mehr haben
können, als sie bei
Gleichverteilunng des, dann dadurch weniger (Grundparadigma mindestens des Ökonomischen – ‚vertrauensärmer‘) erzeugend/produzierend,
Verteilbaren bekämen. |
|||||
|
|
|
|
||
Auch
über dem ‚landseitigen‘ Portal des Arsenale hält der geflügelte Löwe sein – hier aber geschlossenes – Buch: das,
neben dem offen gezückten Schwert |
|
Als das im ‚eigentlichen‘ – also staatstragenden (immerhin über Krieg und
Nicht-Krieg ‚mitentscheidenden / parlamentarischen) – Sinne ‚Goldene Buch‘ Venedigs galt (jedenfalls für das halbe
Jahrtausend von 1297 bis 1797)
sein Verzeichnis jener Familien, deren erwachsene Männer Sitz und Stimme im
Grossen Rat dem Maggior Consiglio hatten. Geführt wurde
dieses Verzeichnis (zumindest ‚auch‘ bis
gar ‚federführend‘ – jedenfalls für Venezias Serenissima Praktiken
vielfältiger und zahlreicher, überlappender ‚Zuständigkeiten‘ und ‚Kontroll‘-Institutionen) von den Avogadori ...
»Chronicon Venetum«, die prompt auch darauf zu achten hatten, dass die
Angehörigen dieser Familien nicht ‚unter ihrem Stand‘ heirateten. |
||||
|
Nur ‚das Namensverzeichnis‘ der
venezianischen Glasbläserfamilien, wurde ebenfalls so hoch angesehen,
bezeichnet und ‚sorgfältig‘– sprich:
restriktiv – bewahrt (allenfalls ohne ‚auf dem Altar‘ revolutionär( beschleunigt)er / ‚befreiend‘ zu
bekennender Verbesserung …). |
|
|
|
Ein komplementär ‚dazugehöriges‘ silbernes Buch kennt die Serenissima – mit bedenklicher Selbstverständlichkeit –
übrigens auch. Ein Verzeichnis, gerne ‚bürgerlich‘ genannter /
übersetzter, im Lagunengebiet ansässiger
Familien, die immerhin die Staatsverwaltung bemannten. Sie machten zusammen
mit den anderen ‚droben‘
im Goldenen ‚Buch‘ genannten ‚Adeligen‘ weniger als 15% der Bevölkerung
aus, verfügten zusammen aber über mehr als 90% des ökonomischen Kapitals der
Serenissima. ... |
|
||||
|
|
Das Prinzip der doppelten Buchführung auch in kaufmännischen Sinne ist zu Venedig bereits früh nachweisbar. |
|
|||
|
Die beiden
Bücher der Edlen Venedigs wurden im ‚Dogenpalast‘, von den ohnehin
vielbeschäftigten Avogadori, geführt und
(bis zur symbolträchtigen, doch
realen Verbrennung je einer Ausgabe
durch Napoleons Streitmacht im
Festakt des 4. Juni 1797) im daher auch ‚Kastensaal‘ genannten
Amtszimmer verwahrt. |
|
||||
|
||
.... wohl nicht zuletzt einer (zumindest wechselseitig willkommenen, wo – etwa gegenüber Alphabetisierungsgraden unter Juden und Muslimen – nicht sogar interessiert gewollten) Notwendigkeit folgend, die gering verbreitete Lese- und erst recht Schreibkunde in breiten christlichen Bevölkerungsteilen gehabt haben mag. – Wobei die manipulative (jedenfalls aber Vorstellungen erschaffende / zementierende) Kraft bildlicher Darstellungen nicht unterschätzt werden, gerade dies aber jene textlicherer Imaginationen, bis heute zumal mathematisierter / allgorythmischer Theorien, nicht (weiter) verschleiern, soll. |
||
Unter seinen
heutigen (1806 überdauet habenden) ‚Kirchenschätzen‘
bewahrt der (seit dem 19. Jahrhundert) ehemalige
‚Dogendom‘ (sein – allerdings byzantinisch-griechischer –
»Primicerio« bekleidete nämlich Bischofsrang) auch das Goldene Evangelium.
[Venzias Doge berief –
seit ihrer ‚Emanzipation‘ (jener, damit ‚ersten‘)
von Byzanz – den patriarchalen
Erzpriester ‚seiner‘ Capella]
|
|
|
||
|
40.000 alte Land- und Seekarten sowie 78 Kilometer aufgestellte Buchrücken und Werke für etwa weitere 150 km Regale. |
... |
||
|
Die
zahlreichen übrigen Bibliotheken Venedigs sind nicht weniger legendär / berühmt. |
|
||
Biblioteca
Nationale Marciana (Markusbibliothek
mit 750 000 Bände – westlich an Piazzetta) |
Libreria Vecchia
di San Marco (Alte Bibliothek)
und Zecca (vormalige Münze) |
|||
Biblioteca
Querini-Stampalia |
Palazzo
Querini-Stampalia |
|||
Collezione della Fondazione
Giorgio Cini |
San Giorgio
Maggiore |
|||
Raccolte dei
Padri Armeni Mechitaristi |
Isola S. Lazzaro degli Azmeni |
|||
|
|
|||
|
|
|
|
|
Abb-raffalt-verfilmung |
Ein Gebetbuch mit durchschlagender ‚Zusatzfunktion‘ ließ mir, äh sich der General ... |
|||
Dass über
all den ‚Äußerlichkeiten‘ auch die
genannten, bis gemeinten. ‚Inhalte‘ nicht zu kurz kämen, versteht sich ja
(nur) beinahe ‚von selbst‘ ... |
|
|||
|
Der erkennbare ‚schwarze‘ Raum, etwa des Buchstabens ist, zwar umfänglicher, dafür aber meist weniger erkannt, vom ‚weiße‘ (hier hellblauenm) Raum darum her – umgeben. |
|
Fragen zum Reichweitenfirmament derart ‚weißen Raumes (Feuers / Rauschens)‘ enden weder am ‚Blattrand‘, noch mit der überhaupt erkennenden Unterscheidbarkeit der Zeichen. – Vielmehr beginnen erst hier Produktions- und Reproduktionsaufgaben der Werkem sowie deren Verstehensanforderungen und Verwendungs- bis Wirkungsmöglichkeiten. |
|
|
Zahlreiche wichtige Übersetzungen aus Arabien ... |
machten insbesondere Kenntnisse ‚der antiken Philosophie‘ wiederzugänglich. |
|
|
|
|
|
|
|
|
Auch die Anfertigung und Edition von See- sowie vielfältigem anderem Kartenmaterial gehört zu einer Grossmacht und ihrem Erbe. |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Und so gibt es, bis heute, nicht nur ungezählte Bücher über Venedig und in Venedig, sondern auch kaum zählbare Bücher aus Venedig: Neue und alte, grosse und kleine, bewegliche und immobile, papierene, ‚elektronische‘ sowie sonstige, gute und weniger gelungene, seltene, seltsame und, und, und .. |
||
Doch wo es Bücher (i.w.S.), und insbesondere kollektive ‚Reaktionen (darauf)‘, gibt; da ist ja nicht allein der Aspekt ihrer Erhaltung – die bekanntlich keineswegs mit ihrer Lektüre und/oder An- respektive Verwendung gleichgesetzt werden kann – virulent, sondern auch der ihrer, mit dem so wohlfeilen Begriff der ‚Entsorgung‘ nur sehr verharmlosend umschriebenen, Vernichtungsversuche – (vgl. etwa Sheyloks Tochter, S. 79 ff. – mit ‚dem‘ meiem ‚Nationalferertag‘ 1797). |
||
|
Kommentare und Anregungen sind willkommen unter: webmaster@jahreiss-og.de |
||
|
by |